Was ist freie Musik?

From Free Music Wiki
Jump to: navigation, search

Freie Musik ist der Versuch, das Prinzip der freien Software auf neue Bereiche zu übertragen: erstens Musikkompositionen einschließlich Songtexte und zweitens Musikaufnahmen und drittens Musikvideos. Man kann die Frage, was freie Musik ist, auf zwei Arten beantworten, nämlich –

a) mit einer klaren, juristischen Definition oder
b) indem man betrachtet, was für die Kultur der Freie-Software-Szene typisch ist.

Definition

Der Begriff „freie Musik“ ist eng angelehnt an die GNU Free Software Definition (kurz: FSD) und die Debian Free Software Guidelines (kurz: DFSG). Die Initiative freedomdefined.org hat den Begriff der freien Software auf alle Bereiche verallgemeinert und spricht von „freien Kulturgütern“.

Beispiele für freie Software sind bekannte Softwareprodukte wie: GNU/Linux, Apache, MySQL, Gimp, Firefox usw.
Beispiele für freie Kulturgüter sind kulturelle Bereicherungen wie die Wikipedia und OpenStreetMap.

Freie Musik ist daher solche, die jeder

  • zu jedem Zweck verwenden,
  • studieren,
  • verbessern und
  • weitergeben darf.

Implementation

Nach dem Urheberrecht hat der Urheber zunächst die „ausschließlichen Nutzungsrechte“. Nur er kann also zunächst einmal die Musik auf die genannten Arten Nutzen. Dadurch wird die Musik für alle anderen Menschen unfrei. Es gibt jedoch zwei Möglichkeiten, wie Musik dennoch frei werden kann:

a) indem sie nicht mehr „geschützt“ ist oder
b) indem der Rechteinhaber jedermann die Erlaubnis erteilt.

Public Domain

siehe Wikipedia-Artikel über Gemeinfreiheit

Public Domain oder Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht mehr urheberrechtlich „geschützt“ ist. Es läuft gewöhnlich 70 Jahre nach dem Tod des Autors ab (nach mexikanischem Recht sogar erst nach 100 Jahren!).

Desweiteren entsteht für Werke, die in den Behörden mancher Staaten entstehen, gar nicht erst ein Urheberrecht.

Drittens haben manche Autoren den Wunsch, die Rechte abzugeben und ihr Werk der Gemeinfreiheit zu widmen. Die Rechtsgültigkeit einer solchen Widmung wurde jedoch bereits in Frage gestellt, d.h. es ist nicht klar, ob eine solche Widmung vor jedem Gericht auf der Welt standhalten würde. Deshalb ist es eine gute Idee, solch eine Widmung mit einer einfachen, öffentlichen Lizenz als Fallback zu kombinieren. Creative Commons Zero ist ein Protokoll, das beides kombiniert.

In diesem Wiki sind zur Zeit folgende Bausteine definiert, mit denen Werke markiert werden können:

  • {{PD-old}} – Urheberrecht abgelaufen
  • {{CC0}} – Creative Commons Zero (PD-Widmung + Fallback-Lizenz)

Öffentliche Lizenz

Ein anderer Ansatz ist der, das Urheberrecht zu behalten, dafür jedoch jedem für alle nötigen Nutzungsarten die Erlaubnis zu erteilen. Eine solche Erlaubnis nennt man „Lizenz“, genauer „öffentliche Lizenz“, da hier jeder ein potenzieller Lizenznehmer ist. Lizenzverträge können Gegenleistungen fordern. Bei freien Lizenzen könnte z.B. die Namensnennung gefordert sein.

Unglücklicherweise ist eine veränderte Version eines freien Musikstücks nicht automatisch wieder frei. Eine Copyleft-Lizenz enthält daher eine Klausel, dass veränderte Versionen nur unter den gleichen Bedingungen weitergegeben werden dürfen.

In diesem Wiki sind zur Zeit folgende Bausteine definiert, mit denen Werke markiert werden können:

  • {{CC-BY}} – Creative Commons Attribution (nur Namensnennung)
  • {{CC-BY-SA}} – Creative Commons Attribution ShareAlike (mit Copyleft)
  • {{LFFI-N}} – Lizenz für freie Inhalte im Sinne von Neppstar

Abgrenzung

Nicht frei ist Musik, deren Lizenz keine Veränderung erlaubt, denn definitionsgemäß darf freie Musik jeder verbessern und seinen Bedürfnissen anpassen.

Ebenfalls nicht frei ist Musik, deren Lizenz keine kommerzielle Nutzung erlaubt. Eine solche Einschränkung verhindert, dass die Musik zu jedem Zweck verwendet werden kann. Ein gängiges Missverständnis ist, dass das „frei“ in „freie Musik“ für „kostenlos“ stünde, etwa wie „frei“ in „Freibier“. Dies ist nicht ganz richtig. Zum Beispiel dürfen Kopien freier Musik verkauft werden. Doch anders als bei unfreier Musik darf jeder Kopien verkaufen – oder verschenken. Dies hält den Preis niedrig, wenn es überhaupt einen Preis gibt.

Wenn eine Lizenz die Anforderungen nur teilweise erfüllt, so spricht man von „halbfreier Musik“.

Nicht frei ist ferner Musik, die weder unter einer freien Lizenz noch in der Public Domain steht.

Achtung! Damit andere Nutzer nachvollziehen können, warum ein bestimmtes Musikstück frei ist, muss zu jedem Musikstück in diesem Wiki angegeben werden, warum es frei ist – unter welcher Lizenz es steht oder (im Falle von PD-old) seit wann das Urheber tot ist. Stücke ohne solche Angabe und Stücke unter Creative Commons Non-Commercial (NC) oder No-Derivates (ND) oder sonstigen halbfreien oder unfreien Lizenzen werden gelöscht.

Freie-Software-Kultur

Neben dem rechtlichen Ansatz lässt sich freie Musik auch dadurch beschreiben, in wie fern sich kulturelle Aspekte freier Software auf den Bereich der Musik übertragen lassen. Dies wären insbesondere

a) das gemeinsame Gestalten in internetbasierten Projekten, sowie
b) Freie-Musik-Clubs analog zu Linux User Groups. Außerdem ist zu erwarten,
c) dass der Unterschied zwischen Produzenten und Konsumenten verschwindet (und „Prosumenten“ entstehen).

Internet-Projekte

Freie Software wird heutzutage häufig in Internet-Projekten geschrieben, deren Teilnehmer über den gesamten Globus verstreut leben. Sie kommunizieren über Mailinglisten und Newsgroups miteinander und benutzen internetbasierte Werkzeuge für ihre Arbeit. Die Vorgänge in den Projekten sind üblicherweise nach außen hin sehr transparent; der Ein- und Ausstieg ist jederzeit unverbindlich möglich.

Ähnlich dazu könnte über das Internet verteilt auch Freie Musik komponiert, gespielt, aufgenommen und nachbearbeitet werden. Es wäre dabei jedoch aufgrund der Vielfalt musikalischer Herangehensweisen erforderlich, daß sich die Teilnehmer jeweils eines Projektes auf die zu verwendende Technik (z.B. Tracker) und die grobe stilistische Richtung (z.B. Chipsound) verständigen.

Prosumenten-Gruppen

Analog zu Linux User Groups könnte es regionale Gruppen geben, in welchen sich Leute treffen, die Freie Musik produzieren, konsumieren oder die einfach nur Interesse an der Thematik haben.

In solchen Gruppen könnte Musik gehört oder auch live gespielt werden. Es könnten sich dort spontan Bands für einen Abend bilden. Kopien von CDs könnten dort angefertigt oder getauscht werden, aktuelle Ereignisse in der Freimusik-Szene, sowie theoretische Aspekte freier Musik besprochen. Desweiteren könnten Ereignisse wie Konzerte oder Discos organisiert werden. Auch Radiosender für freie Musik wären denkbar.

Abgrenzung

Software ist in erster Linie ein nützliches Werkzeug, während Musik eine Form von Kunst ist. Man kann Musikstücke nicht durch „kompatible Klone“ ersetzen. Es dürfte bereits schwierig werden, eine „Clean-Room-Implementation“ zu erstellen, um unfreie Werkteile zu ersetzen. Dies hat verschiedene Konsequenzen.