|
|
Line 48: |
Line 48: |
| | | |
| '''9.''' | | '''9.''' |
− | : „Iſt dein Vater oder Mutter gram, | + | : „Iſt dir dein Vater oder Mutter gram, |
| : oder haſt du heimlich einen Mann?“ | | : oder haſt du heimlich einen Mann?“ |
− |
| |
− | [– 2 –]
| |
| | | |
| '''10.''' | | '''10.''' |
Revision as of 13:06, 31 May 2012
Vielfach mündlich. Durch ganz Deutſchland verbreitet.
<lilymidi> \version "2.8.7" <<
{ \key bes \major \time 2/4
\partial 8 f'8 ^\markup{ "Mäßig."}
bes'8 \grace {bes'8} bes'16 bes'16 bes'16 (d16) f16 d16
c8. bes'16 a'8 c8 bes'8 g'8 g'16 (a'16) bes'16 (g'16)
f'8. es'16 d'8 f'8 bes'8 bes'8 c8 c16 (f16)
d4 c4 bes'4 r8 \bar "|."}
\addlyrics {
Es ſtand ei -- ne Lin -- de im tie -- fen Thal,
war o -- ben breit und un -- ten ſchmal,
war o -- ben breit und un -- ten ſchmal. }
>> </lilymidi>
1.
- Es ſtand eine Linde im tiefen Thal,
- war oben breit und unten ſchmal. :|:
2.
- Worunter zwei Verliebte ſaßn,
- und die vor Freud ihr Leid vergaßn.
3.
- „Feins Liebchen, wir müſſen von einander,
- ich muß noch ſieben Jahr wandern.“
4.
- „‚Mußt du noch ſieben Jahr wandern,
- heirath ich mir keinen Andern.‘“
5.
- Und als die ſiebn Jahr umme warn,
- ſie meinte, ihr Liebchen käme bald.
6.
- Sie ging wol in den Garten,
- ihr Feinslieb zu erwarten.
7.
- Sie ging wol in das grüne Holz,
- da kam ein Reiter geritten ſtolz.
8.
- „Gott grüß dich, du Hübsche, du Feine!
- was machſt du hier alleine?
9.
- „Iſt dir dein Vater oder Mutter gram,
- oder haſt du heimlich einen Mann?“
10.
- „‚Mein Vater und Mutter iſt mir nicht gram,
- ich hab auch heimlich keinen Mann.
11.
- „‚Heut ſinds drei Wochen über ſieben Jahr,
- daß mein Feinsliebchen ausgewandert war.‘“
|
12.
- „Geſtern bin ich geritten durch eine Stadt,
- da dein Feinsliebchen hat Hochzeit gehat.
13.
- „Was thust du ihm denn wünſchen an,
- daß er ſeine Treu nicht gehalten hat?“
14.
- „‚Ich wünſch ihm all das Beſte,
- ſo viel der Baum hat Aeſte.
15.
- „‚Ich wünſch ihm ſo viel gute Zeit,
- ſo viel als Stern am Himmel ſein.
16.
- „‚Ich wünsch ihm ſo viel Glück und Segen,
- als Tröpflein, die vom Himmel regnen.‘“
17.
- Was zog er von dem Finger ſein?
- ein Ring von rothem Golde fein.
18.
- Er warf den Ring in ihren Schooß,
- ſie weinte, daß das Ringlein floß.
19.
- Was zog er aus ſeiner Taſchen?
- ein Tuch, ſchneeweiß gewaſchen.
20.
- „Trockn ab, trockn ab dein Aeugelein,
- du ſollſt fürwahr mein eigen ſein!
21.
- „Ich thät dich ja nur verſuchen,
- ob du würdſt ſchwören oder fluchen.
22.
- „Hättſt du einen Fluch oder Schwur gethan,
- ſo wär ich gleich geritten davon.“
|
Str. 9. Statt gram auch krank üblich. Vgl. die folg. Lesart. – 15. Auch ſo: Ich wünſch ihm
ſo viel gute Zeit, ſo viel als Sand am Meere leit. – 16. Ich wünſch ihm ſo viel Glücke fein, ſo viel
als Stern am Himmel ſein. Ich wünſch ihm ſo viel tauſend gute Nacht, als er nicht hat an mich
gedacht. – 21, 2. ob du würdſt ſchelten oder fluchen. – 22, 1. Hätteſt du einen Schelt' oder Fluch gethan.
Quelle: Ludwig Erk: Deutscher Liederhort – Auswahl der vorzüglichern deutschen Volkslieder, Berlin 1856, Lied 1 (Seite 1f.)
|
This work is in the Public Domain because of its age.
|